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Bewegende Momente in der DMZ

Ich habe bereits eine Woche in Seoul in einem Airbnb bei einem koreanischen Ehepaar genossen, als es für mich weiter durch Korea geht. Die DMZ, kurz für demilitarisierte Zone, möchte ich besuchen, obwohl mich all das militärische gar nicht so sehr interessiert. Früh am Morgen geht es dann endlich los. Auf dem Weg zur DMZ merkt man, dass sie gar nicht weit von Seoul weg ist und je näher man kommt sieht man viel Stacheldrahtzaun und Wachposten am Straßenrand. Das alles erinnert mich stark an die deutsche Vergangenheit. Auch wenn die Mauer kurze Zeit nach meiner Geburt bereits gefallen ist. Im Bus erfährt man so einiges über die gemeinsamen Projekte, die in der Vergangenheit unternommen wurden, um den grenzübergreifenden Kontakt am Laufen zu erhalten. In Panmunjeom, auch Joint Security Area (JSA) genannt, angekommen, gibt es eine kleine Einführung in die Geschichte dieses historischen Ortes. Auch eine Erklärung muss man unterschreiben, dass man sich wissentlich in Lebensgefahr bringt wenn man aus dem JSA Visitor Center hinaustritt. Nur ein Gast-Badge weist mich als autorisierten Gast der United Nations Command aus und er muss gut sichtbar links oben getragen werden um nicht zur Zielscheibe zu werden. Immerhin gibt es diesen Ort an der Grenze, an dem man zusammenkommen kann. Vielleicht ist es ein bisschen ähnlich wie damals der Checkpoint Charlie in Berlin denke ich mir. Bei mir herrscht ein beklemmendes Gefühl, da mein Besuch Mitte Juli 2017 stattfand, genau einen Monat nach dem Tod des amerikanischen Studenten Otto Warmbier nach dessen Entlassung aus einem Arbeitslager in Nordkorea. Auch dazu habe ich Mahnwachen in Seoul gesehen. Es ist ein feierlicher Moment, als unsere Gruppe aus dem Visitor Center hinaustritt und wir vor den drei berühmten blauen Baracken stehen wo sich beispielsweise zwei Jahre später auch Kim Jong-un und Donald Trump getroffen haben. Ich schaue über die Grenze hinweg zum Panmun-gak, wohl wissend, dass wir alle von dort aus ebenso beobachtet werden. Wir haben Glück an diesem Tag, denn die mittlere Baracke ist frei, sodass wir das historische Gebäude, in dem auch Verhandlungen zwischen Nord und Süd stattfinden, betreten dürfen. Darin darf man für einen kurzen Moment die nordkoreanische Seite betreten, da die Grenze mitten durch das Haus verläuft. Ein seltsames Gefühl. Die Soldaten sind alle sehr nett und man darf auch Fotos mit ihnen machen. Ein wenig später geht es weiter zum Bahnhof Dorasan in dem es eine Zugverbindung nach Pyeonyang gibt, die allerdings zumindest für den Passagierverkehr nicht in Betrieb ist. Dort steht auch ein Klavier, das "Piano of Unification". Seine Saiten sind aus Stacheldraht um die Trennung, die Spannung und die Konfrontation zwischen Nord- und Südkorea zu symbolisieren. Für mich als Musikerin ist das ein sehr starkes Symbol. Wie dieses Klavier wohl klingen mag? Ich werde von einem Koreaner angesprochen, der mich fragt woher ich komme. Als ich ihm sage, dass ich aus Deutschland komme, antwortet er mit etwas wie Bewunderung in der Stimme, dass wir es ja bereits geschafft haben mit der Wiedervereinigung. Ich merke, wie ihn das Thema berührt und dieser Satz hat mich tatsächlich bis heute nachdenklich gemacht, denn anfänglichen Ost-West-Gegensätze hatten auch meine Kindheit noch geprägt. Dabei fällt mir ein, dass unsere Wiedervereinigung nicht immer problemlos abgelaufen ist und je länger ein Land geteilt ist, desto schwieriger wird es vermutlich, die beiden Teile wieder zusammenzuführen. Aber über 30 Jahre nach dem Mauerfall ist das vereinte Deutschland Alltag. Es fiel mir in diesem Moment schwer, darauf eine passende Antwort zu geben außer, dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte. Denn unverhofft war es ja auch in Deutschland gewesen. Im Laufe der Reise habe ich gelernt, dass Korea das einzige noch geteilte Land der Welt ist, was aber auch nach 70 Jahren die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung nicht aufgegeben hat. Das habe ich zuvor auch an der Freiheitsbrücke gesehen wo zahlreiche Gebetsbänder als Zeichen des Friedens am Zaun hängen während davor eine alte Dampflok mit wohl über tausend Einschusslöchern steht. Noch ein Gänsehautmoment. Vier Jahre später habe ich mir das koreanische Musical Wonder Ticket angesehen und muss dabei immer wieder an meine eigene Begegnung mit dieser rostigen Dampflok in der DMZ denken. Auch kommen wir an abgesperrten Zonen vorbei wo wohl noch scharfe Landminen liegen sollen - auch hier habe ich ein Déjà vu. Bei uns sind es allerdings eher alte Bomben als Minen, die noch ab und an gefunden werden. Im Anschluss daran geht es noch weiter zum Dora Observatorium von wo aus man über die Grenze hinüber nach Nordkorea schauen kann. In der Ferne sieht man die nordkoreanische Flagge wehen - wie wäre das wohl, wenn man jetzt einfach hier über die Grenze fahren könnte und das Land ganz normal besuchen könnte? Die letzte Station ist einer der vielen Angriffstunnel, die von den Nordkoreanern gebaut wurden. Man kann in den Tunnel hineinlaufen und das beengende Gefühl auf sich wirken lassen. Nach diesem bewegenden Ausflug an die DMZ geht es noch zwei Wochen weiter durch das Land, mit vielen tollen Begegnungen und sehr vielen positiven Eindrücken. Alles in allem kann ich sagen, dass mich selten eine Reise so nachdenklich gestimmt und nachdrücklich beeindruckt hat wie dieser Exkurs in meine eigene und die koreanische Geschichte.

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