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커피집 / Kaffeehaus

Wir suchen uns einen Weg durch die hügeligen Gassen Hannam-dongs, während die Nachmittagssonne des Oktobers in ihren goldenen Stunden auf die flachen Dächer und schmalen Gassen fällt. Nach einer Weile stoßen wir auf ein kleines Häuschen, das versteckt in dem verwinkelten Gassenlabyrinth liegt. „R.about“ steht auf einem kleinen Schild an der Backsteinmauer. An den Fenstergittern und dem kleinen Steinvorsprung in der Mauer liegen getrocknete Blumensträuße. Die alte, simpel zusammengezimmerte Holztür ist niedrig und trägt die Aufschrift 커피집 (Kaffeehaus). Ein Nachmittagskaffee? Warum nicht. Erst sind wir jedoch nicht sicher, ob die Tür nicht vielleicht verriegelt ist, denn sie hängt unscheinbar und ein wenig schief im Rahmen und verleiht dem Häuschen etwas Geheimnisvolles und ein wenig Verwunschenes. Sie lässt sich jedoch mit einem Ruck öffnen und wir betreten die Stube. In dem Inneren des Raumes ist es warm und gemütlich. An der Wand hängen Zeichnungen der Barista unter dem Titel „Cast“ und ein alter Schallplattenspieler spielt ruhigen Jazz. Ich betrachte für einen Augenblick die Zeichnungen und erkenne kurz darauf in dem jungen Mann am Tresen die Zeichnung wieder, die ganz links gehangen hatte. Mit unserem gebrochenen Koreanisch bestellen wir uns einen Americano und wählen dann zwischen zwei verschieden Kaffeebohnen, einer fruchtigen und einer herben. Während der junge Mann am Tresen die Kaffeemaschine bedient und der heimelige Duft durch den Raum strömt, betreten wir den kleinen Innenhof des Hauses, der von hohen Fenstern gesäumt ist, sodass man auch aus dem Inneren des Cafés einen wunderbaren Blick darauf hat. In seiner Mitte wurde ein Baum gepflanzt, von dem in dieser Jahreszeit im sanften Herbstwind langsam Blätter hinuntersegeln. Auf einem kleinen Schild zwischen den Pflanzen entdecke ich ein Schild: „Drama Studio“ steht in roten Buchstaben darauf. Ein Hund, der, wie ich kurz darauf erfahre, von dem Cafébesitzer von der Straße adoptiert wurde und nun zur Café-Familie gehört, begrüßt mich freundlich. Dann ist der Kaffee fertig und der Barista tritt neben mich in den Innenhof und reicht mir eine Tasse. Während von meiner Tasse herrlich duftender Kaffeedampf aufsteigt, unterhalten wir uns, er erklärt mir das Konzept des Cafés. Zu meiner Überraschung wird hier tatsächlich Theater gespielt, deshalb das Drama Studio. Er lädt mich ein, zu der nächsten Aufführung im Winter zu kommen. Dann gehen wir zurück ins Haus und suchen uns einen Platz auf einem der Hocker, dem eine Obstkiste als Tisch dient und auf dem einige Blümchen stehen. Die Wände sind nicht tapeziert, sondern mit grauem Putz bedeckt. Neben uns steht ein altes Radio auf dem Boden und nicht weit entfernt ein flimmernder Fernseher ohne Verbindung. Der Barista bringt uns eine Kostprobe der anderen Kaffeebohne und wir sind überrascht von dem sehr eigenen, waldig- runden, fruchtigen Geschmack. Es war Herbst geworden. Durch die hohen Fenster beobachte ich die Blätter des Bäumchens im Innenhof niedersegeln. Auch dem Welpen scheint die Atmosphäre zu gefallen und der tollt zwischen den herabfallenden Herbstblättern umher, bevor er sich and Fenster setzt und uns aufmerksam beobachtet. Dieser Ort fühlt sich an, wie ein kleines Haus im Nirgendwo, eine kleine Oase der Ruhe und Inspiration mitten im Trubel der Megacity Seouls.

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