1. One day in Hwagyesa
Schweißtropfen, unendliche Stufen, aber den besten Ausblick vom Gipfel
Beeindruckende Aussichten im Seoraksan National-Park
Für meinen Besuch in Südkorea 2017 hatte ich mir einen Reiseführer gekauft, der möglichst auf Touren ausgelegt war. Ich wollte mich viel bewegen und möglichst viel vom Land sehen. Da es sehr viele Nationalparks auf der Karte zu sehen gab, beschloss ich, dass ich so viele davon mitnehmen wollte. Einer, der mich besonders beeindruckt hat, war der Seoraksan National-Park. Dieser ist als Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt. Leider hatte ich nur einen Tag für meinen Besuch. Sollte ich noch einmal dort vorbeikommen, dann werde ich definitiv mehr Zeit einplanen, um eventuell in einem der Unterschlüpfe zu übernachten. Damals war es mir allerdings zu riskant, da ich nicht wusste ob ich den Ort rechtzeitig nach einer achtstündigen Wanderung erreichen könnte.
Generell gehen auch Koreaner gerne wandern. Mein Reiseführer warnte davor, dass man vielen Koreanern insbesondere am Wochenende begegnen könne. Naja wenn ich alleine durch den National-Park hätte laufen müssen, dann wäre es aber auch arg einsam gewesen.
Bei der Ankunft kommt man zunächst durch ein riesiges Portal im Stil der traditionellen koreanischen Architektur. Korea hat viele tolle Nationalparks, die allerdings alle ein wenig ab vom Schuss liegen. Aber ich möchte wahnsinnig gerne noch mehr sehen, wenn ich die Gelegenheit haben sollte. Die Flora und Fauna dort ist wirklich sehr beeindruckend und man kann bei jedem Schritt und Tritt Insekten und Pflanzen beobachten, die man noch nicht kennt. Im Sommer ist auch das Hintergrundgeräusch, das klingt wie eine schwingende Sinuskurve, sehr beeindruckend. Wie ich mittlerweile gelernt habe verbergen sich dahinter Maemis – koreanische Singzikaden. Das tolle an den koreanischen Nationalparks ist, dass die Ausschilderung recht gut ist und man sich zumeist zurecht findet, wenn man den Schildern folgt. Bereits kurze Zeit nach dem Eingang des Parks treffe ich auf den Sinheungsa Tempel buddhistischen Jogye Ordens. Besonders beeindruckend ist hier die 14,6 Meter hohe Great Unification Buddha-Statue aus Bronze, die den Wunsch nach Wiedervereinigung mit dem Norden Koreas darstellt. Das ist eine der größten sitzenden Bronze-Buddha-Statuen der Welt und man fühlt sich doch reichlich klein und unbedeutend daneben. Ganz in der Nähe befindet sich die Hyeonsugyo-Brücke von der aus man bereits einen tollen Blick auf die Berge sowie auf das Flussbett und eine weitere Brücke hat. Die schöne Landschaft genieße ich schweigend.
Unterwegs kommt man über einige Brücken und manchmal an schönen Gebäuden vorbei. Eine Art eiserne Brücke führt an einem Fluss am Fuße des Berges entlang, bis man an einen Wanderpfad kommt. Über Stock und Stein sowie viele Wurzeln geht es schließlich stetig bergauf. Ein keckes Streifenhörnchen wird kurzerhand zu meinem Fotomodell.
Der Seoraksan fordert viel Ausdauer ab, um oben auf den Berg zu kommen, muss man sehr viele steinerne Stufen und schließlich später auch wieder eiserne Stufen erklimmen, das hält fit. Immer wieder kann man in der Ferne einen Blick auf das Ziel erhaschen. Mein Ziel an diesem Tag ist es, den Ulsanbawi Rock zu erklimmen und die atemberaubende Aussicht von dort zu genießen. Bereits auf dem Weg nach oben begegnet man bereits vielen größeren Felsen. Ein weiteres Juwel kreuzt meinen Weg: der Kyejoam Seokgul Hermitage Schrein. Tolle Fotomöglichkeiten ergeben sich immer wieder.
Je höher ich aufsteige, desto mehr kann ich über die Kronen der Pinien hinweg auf die umliegenden Berge blicken. Dicht bewachsene Berge gibt es da zu bestaunen. Und schon geht es auch wieder eine Eisentreppe hinauf, munter weiter in Richtung Gipfel. Eine Gruppe junger Koreanerinnen und Koreaner begegnet mir, die bereits wieder absteigen und sie feuern mich an, dass ich es bald geschafft habe. Die Aussicht bereits beim Aufstieg lohnt all die Mühen und den Schweißausbrüche unterwegs. Die glatten Felsen stehen majästetisch vor endloser Weite und ab und zu wächst tatsächlich immer noch ein Bäumchen darauf. Die umliegenden Berge sind ein wenig dunstverhangen. Der Blick auf die Felsenkette des Ulsanbawi mit seinen sechs Gipfeln sowie auch ins umliegende Tal lohnt sich unbedingt. Circa 600 Höhenmeter gilt es bis dahin zu erklimmen, um letztendlich aus 873 Höhenmetern hinab zu blicken. Es ist reichlich windig ganz oben. Leider ist mein Zeitplan eng getaktet und ich muss wieder zurück. Beim Abstieg begegnet mir wieder ein keckes Streifenhörnchen. Auch werde ich von einer jungen Koreanerin angesprochen und wir tauschen unseren Facebookkontakt aus. Kurz vor Abflug haben wir uns in Seoul noch einmal zum Essen getroffen. Das tolle ist: viele Koreaner haben keine Berührungsängste gegenüber Fremden und man kann durchaus Freundschaften fürs Leben schließen.